Es wird Frühling und mit den wärmeren Temperaturen kommt mir der Gedanke, dass wir wieder am Wiener Achter teilnehmen könnten. Längst vergessen ist die Hektik der Vorbereitungen vom letzten Jahr.
Also fange ich an zu fragen, wer in diesem Jahr dabei sein will und bereit ist, zu trainieren und sein Bestes zu geben. Tatsächlich haben wir vier Frauen und vier Männer zusammenbekommen. Verstärkt wurde unser Team noch durch zwei Trainingswillige, die einspringen wollten, wenn Not am Mann war.
Gesagt, getan, Trainingstermine in den Kalender eingetragen, mit den Piraten die Details der Bootsausleihe geklärt, die Steuerfrauen Barbara, Sylvia und Dijana angefragt, Trainer Sebastian „ins Boot geholt“ und ab aufs Wasser. Moment, es haben sich nur fünf Leute zum Training angemeldet. Na gut, dann müssen wir eben die Kontakte zu den Ruderkameradinnen und -kameraden der anderen Vereine aktivieren, um das Boot voll zu bekommen.
Einmal macht das ja Spaß, aber dass das immer so sein soll, außer bei einem Training, das hat mir vorher keiner gesagt. Dass unsere Welt immer dynamischer wird, das haben wir alle am eigenen Leib erfahren, aber dass sich das auch auf das Rudertraining auswirkt, war mir vorher nicht klar. Aber dran glauben, dass jedes Training stattfinden kann, hilft. Es braucht diesen Optimismus immer bis zur letzten Minute darum zu kämpfen genug Leute aufzutreiben. Wir schafften es meistens zwei- manchmal auch dreimal in der Woche zu trainieren.
Dem Piraten sei Dank, dass wir uns das Boot den „Wienerachter“ ausborgen und fahren durften. Der Wettergott war uns im Großen und Ganzen gut gesinnt, bis auf einmal, da haben uns die Meteoapps ausgebremst und wir durften ein Gewitter am Wasser erleben. Zu unserem Glück ist nichts passiert. Es blieb bei einer deutlichen Warnung und dem Hinweis darauf, den Ratschlägen der Kollegen zu folgen, anstatt der App zu glauben.
Was ich mittlerweile nicht mehr aushalte, sind Menschen, die in der Trainingsgruppe ansagen machen wie: „Wenn es regnet, rudere ich aber nicht“. Solche Ansagen zerstören die Motivation der ganzen Gruppe und damit auch vieles der Organisationsarbeit die nötig ist, um Alle dazu zu bringen an einem Strang zu ziehen. Ich empfehle eine gute Regenjacke mit Kapuze und darüber nachzudenken, wie der eigene Beitrag zu einer Gemeinschaft sein kann und wie er besser nicht ist.
Wie ticken die Piraten. Ich durfte die Vorbereitungen zu dieser Regatta auch aus der internen Sicht erleben. Als ich die Frage von Kasia las, „möchtest Du ein Chilli beim Wiener Achter kochen“ fühlte ich mich in meiner Kochlust bestätigt. Als auf meine Nachfrage „wie viele Portionen?“, die Antwort 150 kam, entkam mir nur mehr ein kurzes „ups“. Ich dachte mir gleich „Challenge accepted“ und begann bei meinen Freunden bei den Pfadfindern nach Equipment zu fragen, Rezepte hochzurechnen und eine Einkaufsliste zu schreiben. Zu meiner Verwunderung wurden alle Dinge auf der Einkaufsliste standen besorgt und waren zum vereinbarten Termin zur Verfügung. Ich schaffte es auch das Equipment zusammen zu tragen und hatte eine wunderbare Helferin, Rinoa aus der Riege der Drachenbootfahrerinnen. So konnte das Chillikochen in der „Küche mit der Besten Aussicht der Welt“ statt, wir kochten auf der ersten Terrasse der Piraten, über die Bühne gehen. Mit bereits geschnittenen Zwiebeln haben wir auf zwei Hockerkocher, einer Induktionsplatte und einem Gasbräter gekocht und dabei die Aussicht auf die Alte Donau genossen.
In der Zeit durfte ich auch erleben, was sonst noch so alles in dieser Zeit beim Pirat geschah. Der Fahnenmast wurde auf Vordermann gebracht, Schuhe im Wiener Achter wurden getauscht, Wasserhähne gewechselt, Das Bootshaus dekoriert, die Musikanlage gebracht. Das Alles geschah ohne große Hektik und mein Eindruck war, jeder der kam wusste was er zu tun hatte. Meine Wahrnehmung ist, die Piraten ticken wie ein Uhrwerk.
Und jetzt geht es ums Ganze, die Lia zu schlagen wäre der Traum. Alle sind rechtzeitig da und alle tragen den Nibelungen Rennanzug, auch das war letztes Jahr keine Selbstverständlichkeit, aber das ist eine andere Geschichte. Carola wollte beim ersten Ablegen nicht mit, also noch einmal zurück an den Steg. Dann sitzen tastsächlich alle im Boot und wärmen für den Wienerachter auf.
Wir brauchen ein wenig, um unsere Startbahn zu finden. Dann geht es los, wir kommen gut vom Start weg und lassen uns nicht so einfach abhängen. Wir bleiben dran, dank der irrsinnigen Motivation von Sylvia, unserer Steuerfrau vom Pirat, die uns durch das Rennen trägt. Die Wende nehmen wir in großen Bogen und sind sehr schnell herum. Bei der Gänsehäufelbrücke stehen unsere Freunde und Freundinnen und feuern uns zum Endspurt an.
Der nicht weit von uns entfernte Mädchenachter motiviert uns zusätzlich unser Bestes zu geben. Mit 19:46 um 36 Sekunden schneller als 2023 erreichen wir das Ziel und sind sehr froh darüber, dass das Rennen geschlagen ist. Wir kämpfen mit dem Wind beim Anlegen und Steigen rasch aus, weil das Boot wird im nächsten Rennen schon wieder gebraucht. Wir genießen das aufsteigende Adrenalin und sind sehr happy es so gut geschafft zu haben. Der Nachmittag vergeht im Flug und wir genießen das ausufernde Buffet der Piraten. Wein und Bier fließt in Strömen. Die Siegerehrung freut uns, auch wenn wir diesmal keine Medaille errudern konnten. Wir sind die Sieger der Herzen.
Der Austausch mit den Ruderern und Ruderinnen der anderen Vereine ist anregend und es werden neue Pläne geschmiedet. Die Party geht bis lang ein die Nacht hinein.
Am Sonntag hole ich mein Kochequipment wieder ab und da ticken die Piraten noch immer wie ein Uhrwerk. Der Piratenkapitän Daniel und „seine rechte, linke Hand und manchmal auch sein Hirn“ (O-Ton Daniel) Piratin Alice haben alle ihre Piraten sehr gut motiviert. Alle helfen mit und packen an und als ich zu Mittag wegfuhr, waren viele Dinge schon wieder an Ihrem Platz.
Es bleibt mir Danke zu sagen, an Alle die unsere Teilnahme möglich gemacht haben und mittlerweile freue ich mich schon auf das blaue Band und den Wiener Achter nächstes Jahr.
Euer Nibelungenkönig Stefan